Freitag, 18. März 2016

Kämmerei- und Textil-museen


Ein wichtiger Teil der Wirtschafts- und Industriegeschichte:


Museen über Kämmereien, Tuchfabriken und andere Textilunternehmen





Kämmereien historisch und museal



Im Zuge der Industrialisierung sind in verschiedenen Teilen Europas Kämmereien entstanden. Ihre Gründung erfolgte allerdings zeitversetzt, denn in der Regel haben sie sich aus der früheren handwerklichen Herstellung von Schafwolle entwickelt; es handelt es sich also nicht wie in Blumenthal um Neugründungen, die sich aus der Kalkulation von international orientierten Wollhändlern ergeben haben.


Die Wolle war neben dem Flachs die wichtigste Textilfaser, deren Verarbeitung bereits in vorindustrieller Zeit einigen Regionen Reichtum gebracht hat, von dem wir heute noch in prächtigen Rathäusern und Tuchhallen Zeugnisse finden. Das gilt für viele historische Städte Flanderns, in denen häufig englische Wolle zu besonders feinen Tuchen verarbeitet wurde und in den Tuchhallen oder 
Gewandhäusern gelagert und gehandelt wurde. Beispiele sind etwa
BrüggeGent und Ypern in Flandern oder Bautzen, Leipzig und Zwickau in Deutschland. Besonders prachtvolle Tuchhallen besitzt das polnische Krakau, denn sie werden als eines der bedeutendsten Beispiele der Renaissance-Architektur in Mitteleuropa angesehen.


                                      Tuchhallen in Krakau (Quelle: wikipeida)


Der Lister-Kammstuhl aus Bradford in Yorkshire


Wollexporteur war damals vor allem England, wo mit der Schafzucht in vielen Teilen eine extensive Landwirtschaft betrieben wurde, die zu einer ausgeprägten Landflucht und damit einem Reservoir an Industriearbeitern in den Städten führte. Eine handwerklicher Wollherstellung hatte sich vor allem im nordenglischen Yorkshire entwickelt, wo auch schon früh Wasserkraft eingesetzt wurde. So arbeiteten in Bradford, dem dortigen Zentrum der Wollproduktion, um 1849 von den ca. 130.000 Einwohnern etwa 15.000 in Heimarbeit als Wollkämmer. Das diese Tätigkeit als „heiß, schmutzig, anstrengend und ermüdend“ beschrieben wird, kann es nicht überraschen, wenn ein Umweltbericht aus dem Jahre 1837 Bradford als die „schmutzigste Stadt Englands“ bezeichnet.

Zu einem industriellen Aufschwung kam es mit dem Beginn der Kohleförderung und dem Einsatz von Dampfmaschinen. Für die Kämmereiindustrie war hier vor allem die Erfindung einer Kämmmaschine von Bedeutung, die nach ihrem Erfinder Samuel Cunliffe Lister (1815-1906) benannt ist. Lister, der seine erste Fabrik bereits 1838 gegründet hatte, konnte durch seine Erfindung aus dem Jahr 1851 die Arbeit des Wollkämmens „revolutionieren“ und damit eine Grundlage für seine „Mannigham Mills“ legen, die mit einer Nutzfläche von elf Hektar zu den beeindruckendsten Textilfabriken Europas zählt. Das an italienischen Vorbildern orientierte Gebäude wird von einem imposanten 78 Meter hohen Schornstein überragt.



                               Manningham Mills (Quelle: wikipedia)

Das heutige Bradford Industrial Museum zeigt auf einer Galerie eine Reihe von Krempel- (carding) und Kämmmaschinen (Combing), darunter die von Lister erfundene (Lister nip comb ). Einen Überblick über das Museum vermittelt ein Video.


                              Lister-Kämmmaschine (Quelle: wikipedia)


Die Wollindustrie im französischen Norden 


Ähnlich günstige Voraussetzungen für eine industrielle Wollverarbeitung gab es jenseits des Ärmelkanals in den nordfranzösischen Städten Fourmies,

Roubaix und Tourcoing, da es hier wie in Yorkshire eine traditionelle Wollverarbeitung und Kohlefunde gab, sodass sich Dampfmaschinen ohne Transportprobleme mit dem nötigen Brennstoff versorgen ließen.

Typisch für diese Region ist eine parallele Entwicklung von Baumwoll- und Wollspinnereien, wobei letzte auch auf eine örtliche Kammzugherstellung zurückgreifen konnten. Es handelte sich also um eine Textilregion im umfassenden Sinn des Wortes. So dürfte es nicht ganz unberechtigt sein, wenn sich Roubaix selbst als Welthauptstadt der Textilindustrie an der Schwelle zum 20. Jahrhundert sieht.


In der Wollgemeinde Fourmies wurde 1828 die erste Wollspinnerei, die eine Dampfmaschine einsetzte, gegründet, und bereits wenige Jahre später begann für diese rasch wachsende Stadt ihr „Goldenes Zeitalter der Wollindustrie“, das für die Zeit zwischen 1830 und 1890 terminiert wird.

Das bedeutendste Unternehmen in der Textilmetropole Roubaix war die Usine Motte-Bossut, das der Industriepionier Louis Motte-Bossut 1843 gründete. 1862 entstand hier eine große Baumwollspinnerei und 1889 ergänzte der Sohn den Textilkomplex seines verstorbenen Vaters noch um eine Tuchfabrik. 1903 wurde dann ein heute als „Architekturjuwel“ gelobtes Verwaltungsgebäude im neogotische Stil gebaut. Als Höhepunkt diese wirtschaftlichen Entwicklung gilt die Internationale Textilausstellung von 1911, die 1,7 Mio. Besucher sah und Roubaix zur „Hauptstadt der Wolle“ machte.




                                ANMT in Roubaix (Quelle: wikipedia)

Heute ist in diesem ehemaligen Textilkomplex ein Outlet-Center entstanden. Außerdem ist dort das Internationale Archivzentrum zur Welt der Arbeit (Archives nationales du monde du travail (ANMT)) in der baulichen Visitenkarte des historischen Unternehmens untergebracht.


Der Leviathan aus dem wallonischen Verviers 


Besondere natürlichen Voraussetzungen haben Verviers in der Nähe der wallonischen Hauptstadt Lüttich zu einem Zentrum der Wollwäsche und auch der weiteren Wollverarbeitung gemacht. Den Grundstein zu dieser Entwicklung legte der Engländer William Cockerill, der nicht nur einen nach ihm benannten
Stahl- und Maschinenbaukonzern aufbaute, sondern zuvor 1799 in Vervier die erste Woll-Spinmaschine auf dem europäischen Kontinent installierte. Die Ergebnisse dieser Investition müssen sehr überzeugend gewesen sein, denn ein halbes Jahrhundert später gab es in Verviers bereits 212 Dampfmaschinen, von denen 143 in der Wolltuchindustrie arbeiteten.


Ein wesentlicher Standortvorteil für die Verarbeitung von Wolle war das kalkarme Wasser der belgischen Weser, das sich besonders gut zur Reinigung eignete. Ursprünglich benutzte man einfach das Weserwasser, um die Wolle zu waschen. Als Anfang des 19. Jahrhundert die Wassermenge nicht mehr für den rasch wachsenden Bedarf ausreichte, beschloss die Stadt den Bau einer Talsperre in La Gileppe. Mit diesem besonders weichen Wasser konnte man mit den damaligen Seifen die Wolle wirksam entfetten und sehr gute Färbeergebnisse erzielen, was die Wollstoffe aus Verviers berühmt machte.

In dieser industriellen Tradition wurde 1866 die komplexe Wollwaschmaschine Leviathan erfunden, die Verviers einen hervorragenden Ruf als Stadt des Wassers und der Wollwäsche eintrug.




                                                   CTLM in Verviers (Quelle: Verviers)


Über die große Zeit der Wollindustrie informiert heute das 1999 eingeweihte “Centre Touristique de la Laine et de la Mode“ (CTLM), wo sich die Besucher zahlreiche Maschinen erleben können, durch die Rohwolle in Wollmode verwandeln. Dazu bietet das Museum zwei Rundgänge „Ablauf der Wollverarbeitung“ („Fil de laine“) und „Wollverarbeitung im Laufe der Zeit („Fil du temps“) an.

In dieser Stadt mit ihrem wollwäscheweichen Wasser, in der mit der Erfindung des Wollwaschmaschine Leviathan ein entscheidender Schritt zur industriellen Wollverarbeitung getan wurde, müssen sich die Touristen nicht unbedingt zu einem Museumsbesuch entschließen, um an die Entwicklungen der Industriegeschichte erinnert zu werden. Vielmehr stoßen sie auf Modelle wichtiger Maschinen bei jedem Gang durch diese „Wallonische Hauptstadt des Wassers“, in der man auch zahlreiche gründerzeitliche Gebäudeensembles findet.


Museale Geschichte der deutsche Wollindustrie: Die Wollroute




Verviers ist Teil einer Wollroute, die belgische und deutsche Zentren der Tuchindustrie in der europäischen Grenzregion Euregio Maas-Rhein verbindet. Sie selbst ist wiederum Teil eines geplanten europäischen Netzes von

Textilrouten.

Auf der deutschen Seite vermitteln vor allem die Museen in Monschau und Euskirchen einen Eindruck von der Zeit des Übergangs von der handwerklichen zur industriellen Wollbearbeitung. So erhält man im Roten Haus in Monschau, einem Patrizierhaus aus dem 18. Jahrhundert, einen Einblick in die vorindustrielle Tuchherstellung; denn im Keller dieses Hause wurde spanische Merinowolle mithilfe des kalkarmen Wassers gewaschen und gefärbt. Das Spinnen und Weben erfolgte dann innerhalb des vorindustriellen Verlagssystems durch Heimarbeiter. Auf diese Weise konnte der Besitzer des Roten Hauses stolz gegenüber seinen neidischen Nachbarn erklären, dass er „allein durch seine Fabrik 4.000 Menschen ernähre.“




                                 Tuchmacherbrunnen (Quelle: wikipedia)



Eine Tuchfabrik um 1900 kann man in der alten Tuchfabrik Müller in
Euskirchen nacherleben, darunter eine Krempelmaschine von 1913. Insgesamt können hier ein Krempelwolf, ein Krempelsatz, ein Selfaktor, vier Webstühle und die Dampfmaschine vorgeführt werden.


Tuchmacherstädte und –museen


Die Verarbeitung von Wolle war in vielen Teilen Deutschlands ein wichtiges Handwerk, durch das einige Händler, die im Rahmen eines Verlagssystems zahlreiche Heimarbeiter beschäftigten, zu Reichtum gelangten, den noch heute ansehnliche Bürgerhäuser bezeugen. Daher findet man in einer Reihe deutscher Städte, die sich nicht selten als Tuchmacherstädte bezeichnen, Museen, die sich mit der Verarbeitung der Rohwolle zu Tuch, also einem gewalkten Wollstoff, beschäftigen. Solche Tuchmachermuseen findet man in Bramsche bei Osnabrück, im sächsischen Crimmitschau und im brandenburgischen Forst. Neben Euskirchen und Monschau besitzt das größte Bundesland Nordrhein-Westfalen noch zwei weitere Museen, die an die alten Tuchfabriken erinnern. Man findet sie in den Städten Radevormwald-Dahlerau und Remscheid-Lennep im Bergischen Land, wo die Wupper für genügend Wasser bei der Wollwäsche, dem Färben und nicht zuletzt als Antrieb für die ersten Maschinen sorgte. Beide Museen, die Exponate von jeweils einer alten Tuchfirma ausstellen, werden von gemeinnützigen Vereinen und ehrenamtlichen Mitarbeitern verwaltet. 


Industrielle Wollwäschereien und –kämmereien in Deutschland 


Nach dem Siegeszug der Baumwolle, deren Verarbeitung keine maschinell relativ komplizierten Wasch- und Kämmprozesse erforderte, konnte die Wolle diese Nachteile gegen Ende des 19. Jahrhunderts abbauen. Außerdem sanken die Kosten der Rohwolle durch das große Angebot vor allem aus Australien und Neuseeland, aber auch in geringem Maße aus Südafrika und Argentinien. Von besonderer Bedeutung war dabei Australien als Exporteur, denn nicht zu unrecht hieß es damals, Australien reite „auf dem Rücken der Schafe“, weil die Schafzucht und die Ausfuhr der Rohwolle fast zwei Jahrhunderte lang das Standbein der australischen Wirtschaft war erst Mitte des vorigen Jahrhunderts diesen Rang an die Minenindustrie abtreten musste.

Aufgrund dieser veränderten Bedingungen kam es auch in Deutschland zur Gründung von Wollwäschereien und –kämmereien, die hier allerdings nur in geringem Maße an die traditionelle handwerkliche Wollverarbeitung anknüpften. So haben von den neun in der folgenden Tabelle aufgeführten Unternehmen vier ihren Standort an der Küste, sie wollen also vor allem von den günstigen Transportkosten bei Wollimporten profitieren. 
Andere entstanden in Binnenland in der Nachbarschaft großer Spinnereien wie in Leipzig oder an Standorten, die im damaligen Eisenbahnzeitalter gute Verbindungen zu mehreren Spinnereien besaßen, wie das für Hannover-Döhren zutrifft. 



                                  Widder in Döhren (Geschenk der dt. Wollkämmer)




Wollwäschereien und –kämmereien

Ort
Gründungsjahr
Schließungsjahr
Anmerkungen
Bremen-Blumenthal
1883
2009

Bremen-Burglesum
1872
1927
Aufkauf und Stilllegung der Wollwäscherei durch die BWK
Delmenhorst
1884
1981

Hamburg-Wilhelmsburg
1889
1962
Gründung durch die Leipziger Wollkämmerei
Hannover-Döhren
1868
1973

Kaiserslautern
1857
1981

Leipzig
1872
2005
1993 Übernahme durch Chargeurs
Mylau
1882
1955 (?)
Übernahme durch VEB Wollkämmerei Leipzig
Zwickau-Schedewitz
1835
1990 (?)
seit 1970 VEB Kombinat Wolle und Seide


Die Geschichte der Kämmereien ist vor allem entsprechend ihrer Bedeutung sehr unterschiedlich dokumentiert. Relativ wenige Informationen gibt es über die beiden sächsischen Unternehmen in Mylau und Zwickau-Schedewitz, wo wie in Westeuropa die Nähe zur Kohleförderung für gute Startbedingungen einer industriellen Kämmerei sorgte. Kaum dokumentiert ist auch die Bremer Wollwäscherei, die allerdings nur kurze Zeit bestand, bevor sie von der BWK übernommen und als lästige Konkurrentin stillgelegt wurde.

Auch die Erinnerung an die Hamburger Wollkämmerei in Hamburg-Wilhelmsburg, an der die BWK eine Beteilung erworben hatte, wird nur noch von einer Geschichtswerkstatt bewahrt, während die Fabrik selbst nach den Zerstörungen durch die Sturmflut von 1962 wegen der veränderten Marktbedingungen ihren Betrieb nicht wieder aufnahm.

Entstanden war sie als Tochter der Leipziger Wollkämmerei, die selbst bereits 1872 gegründet wurde und fest in den damals führenden Textil- und auch Wollstandort eingebunden war; denn die Leipziger Kammgarnspinnerei entwickelte sich während der 1930-er Jahre durch die Expansion nach Osteuropa zur führenden deutschen Kammgarnspinnerei.

Auch während der DDR-Zeit galt die von einer AG in einen VEB umgewandelte Kämmerei als Musterbetrieb, der auch dank westlicher Maschinen auf einem aktuellen Technikstand gehalten wurde, da sie für den devisenträchtigen Textil- und Bekleidungsexport notwendig war. Dabei wurden vor allem auch Kammzüge aus einem Gemisch von Wolle und Chemiefasern hergestellt, was 1986 einen Betriebsbrand im Lager zu einer verheerenden Feuerkatastrophe machte, bei der Blausäure freigesetzt wurde. 
Nach der Wende übernahm 1993 der weltgrößte Kämmereikonzern Chargeurs den ehemaligen VEB, der im Juni 2005 die Produktion einstellte. 

Hier steht eine adäquate Nutzung des Betriebsareals noch aus. Auf diesem Gebiet können die Kämmereien in Hannover-Döhren und Kaiserslautern nach den Schließungen, die bereits 1973 bzw. 1981 erfolgten, Ergebnisse vorweisen. So realisierte man in Döhren vor allem eine neue Wohnbebauung, bei der nur noch der integrierte Uhrturm an die alte Kämmerei erinnert. 


Im Kaiserslautern, werden das Gelände und die Gebäude, die größtenteils erst nach 1948 entstanden sind, vor allem vom Fachbereich „Bauen und Gestalten der dortigen Fachhochschule mit Leben erfüllt. Daneben bietet hier das „Kulturzentrum Kammgarn“ ein vielfältiges Programm an und das ehemalige Wolllager wird inzwischen für Ateliers der Künstlerwerkgemeinschaft
Kaiserslautern e.V. genutzt. Auf einer Abbruchfläche im Westen des Areals ist für die Landesgartenschau 2000 ein Park entstanden, der nach Jean Schoen (1825-1887), dem ersten technischen Leiter der KGSK, benannt ist, während dessen Amtszeit der Kaiserslauterner Wollverarbeiter noch das europaweit größte Unternehmen seiner Art war. 

Anders als in Leipzig und Döhren, wo sich nur einige Exponate in den Stadtmuseen finden lassen, gibt es in Kaiserslautern eine private Initiative, die die Geschichte der Spinnerei, die ursprünglich eine Wäscherei, Kämmerei, Färberei und Wollfettfabrik einschloss, in einem speziellen Museum dokumentieren möchte. Da dessen Gründung bisher nicht absehbar ist, wurde der Fundus zunächst an das stadtgeschichtliche Theodor-Zink-Museum übergeben.


Das Nordwestdeutsche Museum für IndustrieKultur


Der Idealvorstellung eines Museums zur Unternehmensgeschichte und speziell der einer Wollkämmerei kommt das Nordwestdeutsche Museum für IndustrieKultur in Delmenhorst sehr nahe, in dem vor allem die Historie der Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei, kurz Nordwolle genannt, sehr anschaulich präsentiert wird.



                                           Nordwolle (Quelle: wikipedia)


Unter ihrem Gründer Christian Lahusen (1820 - 1898) und dessen Sohn Carl (1858 -1921) und Enkel Georg Carl (1888-1973) baute die Familie die Wollkämmerei zu einem verschachtelten multinationalen Konzern aus, der nur eine geringe Eigenkapitaldecke besaß und offensichtlich eine kreative Buchführung betrieb. So stieg zwischen 1921 und 1928 die Zahl der Mitarbeiter von 12.500 auf 28.100 und im Jahr 1930 kontrollierte der Konzern ca. 25% der Welt-Rohwolleverarbeitung.

Um ihren Wohlstand zu genießen, lebte die Familie nicht nur in der "Villa Lahusen" innerhalb eines großen Parks nahe der Delmenhorster Firma, sondern ließ sich den Herrschaftssitz "Gut Hohehorst" mit 107 Zimmern und 12 Badezimmern sowie einen Park und Gutshof bauen, für deren Pflege und Bewirtschaftung knapp ­90 Parkarbeiter eingestellt waren.




                                        Gut Hohehorst (Quelle: wikipedia)


Dank geschönter Bilanzen und eines repräsentativen Auftretens des Vorstands erhielt das Unternehmen zunächst die nötigen Kredite, um die Verluste auszugleichen. 

Als sich die Bilanzlöcher jedoch nicht mehr stopfen ließen, musste die Nordwolle 1931 Konkurs anmelden. Das hatte wegen der Höhe der Kredite Auswirkungen auf die Hausbank, die Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank), die sich am 13. Juli 1931 für zahlungsunfähig erklären musste. Dieser Zusammenbruch der damals zweitgrößten deutschen Bank erschütterte das Vertrauen in das Bankensystem und führte zu einer großen Abhebe-Welle bei den Kontoeinlagen, sodass die Reichsregierung Bankfeiertage ausrufen musste, damit sich die Situation beruhigen ließ.

Als Nachfolgegesellschaft der Nordwolle entstand auf Beschluss der Gläubigerversammlung die Norddeutsche Woll- und Kammgarnindustrie AG (NW&K), die 1970 mit der Düsseldorfer Kammgarnspinnerei zur Vereinigten Kammgarnspinnerei AG (VKS) fusionierte. Im Zuge der Krise der europäischen Textilindustrie stellte diese Gesellschaft 1981 die Produktion in Delmenhorst ein.

Durch die Weltausstellung 2000 in Hannover eröffnete sich Jahre später eine besondere Chance für das Fabrikgelände und die leerstehenden Gebäude; denn damals gelang es Delmenhorst einer der Außenstandorte der EXPO 2000 zu werden. So beteiligte sich die Stadt mit dem Projekt "nordwolle delmenhorst" an dem dezentralen Programm "Stadt und Region als Exponat", das die Revitalisierung stillgelegte Industrieareale durch moderne Nutzungsformen zeigen sollte.

In diesem Rahmen wurden einige Gebäude für ihre heutige Nutzung als Teile des Nordwestdeutschen Museums für IndustrieKultur restauriert, das neben dem Fabrikmuseum auch in der früheren Lichtstation der Nordwolle ein Stadtmuseum umfasst.

Das Fabrikmuseum präsentiert im denkmalgeschützten Turbinenhaus, das wegen seines äußeren Eindrucks gern als „Kathedrale der Arbeit“ bezeichnet wird, den früheren Werkstattbereich und einem anliegenden Shed-Riegel die Geschichte der Nordwolle. Auf dem Rundweg durch die Ausstellung folgt auf zwei imposante Turbogeneratoren im Turbinenhaus eine Darstellung des

Produktionsablaufs (Sortierung, Wäscherei, Kämmerei, Färberei, Spinnerei, Facherei und Zwirnerei) und eine ausführliche Behandlung der Sozialeinrichtungen. Dabei wurde entsprechend den Vorstellungen des Unternehmensgründers auch eine „religiöse Fürsorge“ nicht vergessen, die Werte wie Pünktlichkeit, Anstand, Fleiß und Gehorsam gegenüber kirchlicher und weltlicher Obrigkeit vermitteln sollte.


Textilmuseen und –viertel



Da in vielen Städten Textilbetriebe während der Industrialisierung entstanden sind, findet man auch in einigen Kleinstädten außerhalb der Heimatmuseen spezielle Textilmuseen, wie etwa in Helmbrechts mit dem längsten Schal der Welt, an dem jeder Besucher weben darf, im sächsischen Oederan das web MUSEUM OEDERAN, wobei „web“ für „weben, erleben, begreifen“ steht, und das Wiesentäler Textilmuseum in Zell im Wiesental, durch das Geschichte an die Tradition des Spinnens, Webens und Bleiches im Raum zwischen Todtnau im Schwarzwald und Basel in der Erinnerung präsent bleiben soll.

Daneben hat die Textilindustrie auch in einigen größeren Städte eine prägende Bedeutung erreicht, sodass sich hier heute größere Textilmuseen befinden, deren Schwerpunkt zumeist bei der Baumwollverarbeitung liegt. Das gilt vor allem für Augsburg, Bocholt und Krefeld. So erinnert das Textilmuseum Bocholt an die Baumwollweberei im Westmünsterland und das Deutsche Textilmuseum Krefeld-Linn bietet, anders als es der Name erwarten lässt, ständig wechselnde Einblicke in eine Sammlung von über 30.000 Text- und Bekleidungsgegenständen aus allen Teilen der Welt von der Antike bis zur Gegenwart.

Einen ganz besonderen wirtschaftsgeschichtlichen Hintergrund weist das

Staatliche Textil- und Industriemuseum, kurz tim genannt in Augsburg auf, da die Fuggerstadt im Zuge der Industrialisierung zu einem Zentrum der Textilindustrie wurde. Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS), Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg (SWA), Neue Augsburger Kattunfabrik (NAK) und die Bleicherei, Färberei, Druckerei und Appreturanstalt Martini & Cie. findet man konzentriert in einem sogenannten Textilviertel. Hinzu kommen noch die Riedinger Jersey und die Dierig Holding, die ein Nachfolgeunternehmen der vor dem 1. Weltkrieg größten Baumwollspinnerei auf dem europäischen Kontinent ist.

Über diese umfangreiche textile Stadtgeschichte, aber auch die der Textilindustrie generell informiert das 2010 eröffnete Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg, das Gebäuden der ehemaligen Augsburger Kammgarn-Spinnerei innerhalb des Textilviertel ein Domizil erhalten hat. Das tim, wie die einprägsame Abkürzung lautet, stellt sei
Konzept unter die vier M’s: Mensch, Maschine, Muster und Mode.

Daher veranschaulicht der Eingangsbereich die Veränderung des Lebens der Menschen im Industriezeitalter, wobei diese soziale Revolution sowohl Arbeiter als auch Unternehmer und alle anderen sozialen Schichten erfasst, wie an Augsburger Beispielen illustriert wird.

In den einstigen Shedhallen werden in einer kleinen Museumsfabrik historische Webstühle, aber auch HighTech-Textilmaschinen vorgeführt.

Das 3. M bezieht sich auf die in der Welt einmaligen Stoffmuster der NAK, die in 550 Musterbüchern mit mehr 1,3 Mio. Einzelideen gesammelt sind und im Museum über eine interaktive Projektionsfläche auf drei vier Meter hohe Figurinen projiziert werden.

Die Mode schließlich wird auf einem Laufsteg vorgeführt, wo Kleidungstücke vom Biedermeierkleid bis zum Hosenanzug einen Einblick in die Geschichte dieser attraktiven Verwendung von gekämmter, gesponnener, gewebter und genähter Wolle oder von konkurrierenden Fasern geben. 



Wollmuseen weltweit


Neben diesen Museen, die sich auf die Verarbeitung von Wolle und anderen Textilfasern konzentrieren, gibt es in Regionen mit einer ausgeprägten Schafzucht auch abweichende museale Akzentsetzungen. Man bezieht die Wollproduktion, also die Schafzucht mit der Schafschur als wichtigem Ereignis für den Wechsel des Fokus vom Schaf zur Wolle ein.


Wollmuseen dieses kombinierten Typs findet man in größeren Schafzuchtgebieten wie Australien, Neuseeland und Wales sowie kleineren, aber sehr bekannten Wollregionen wie Island und die Shetland Inseln.



Das National Wool Museum in Geelong





In Australien als wichtigstem Exportland für Wolle, das zudem noch eine Geschichte der Wollverarbeitung besitzt, die allerdings weniger erfolgreich war, dürfte vermutlich jeder eine museale Aufarbeitung dieses wichtigen Teils der australischen Wirtschaftsgeschichte erwarten.


Da sich die Schafzucht praktisch über das ganze Land verteilt und kein urbanes Zentrum besitzt, wählte man eine Stadt als Standort, die einerseits eine Tradition bei der Wollproduktion und -verarbeitung aufweist. Das war in Geelong der Fall. Mit dem Namen dieser Stadt ist die Geelong-Lammwolle eng verbunden. Diese Bezeichnung darf nur Wolle von Schafen tragen, die nicht älter als 7 Monate sind. Stammt die Wolle dabei aus der garantierten Erstschur von Lämmer aus der Geelong-Region spricht man sogar von "Super-Geelong".

Ein Griff in die Geelong-Lammwolle lässt den Unterschied fühlen, denn sie ist weicher als jede andere Lammwolle und gleichzeitig deutlich widerstandsfähiger als ein Kaschmirgarn der dortigen Ziegen. Dieser optimale Griff entwickelt sich allerdings erst nach den ersten 3-4 Wäschen.

Aufgrund eine Hafens und der Wollproduktion ganz in der Nähe wird bereit seit 1841 Wolle aus Geelong nach England exportiert. Bereits früh entstanden auch Wollfabriken in der Stadt, in denen die Rohwolle in kleineren Mengen weiterverarbeitet wurde. Sie mussten später ihren Betrieb einstellen, da sie gegen die geringeren Kosten der Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Großbetriebe in Europa nicht bestehen konnten.

Neben dieser renommierten Lammwolle aus der Umgebung wurde Geelong in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundert in den Medien durch unerfreuliche Meldungen aus dem Bereich der Wollverarbeitung in Zusammenhang gebracht; denn ab 1974 mussten aufgrund der erneut veränderten Wettbewerbsbedingungen viele Wollverarbeiter in der Innenstadt ihre Tore schließen, sodass ihre Werksgebäude leer zurückblieben.



                       Aktie der Geelong RS & S Woolen & Worsted Co-operative Manufactoring Coy.



Andererseits setze Geelong dank seiner Strände damals auf den Tourismus, um die Verluste an industriellen Arbeitsplätzen zu kompensieren. Daher kam der Stadtverwaltung die Ergänzung der touristischen Angebote durch ein Wollmuseum sehr gelegen. 

Zudem war der Standort ja durchaus authentisch, wenn man an die exemplarisch wichtige Rolle denkt, die Geelong und seine Region bei der Schafzucht, dem Wollexport, der Tradition in der Geschichte der Wollverarbeitung und nicht zuletzt der misslungene erneute Einstieg in die Kämmereiindustrie spielen und gespielt haben.



Foyer des Wollmuseums (Quelle: "Best bits of Geelong . National Wool Museum and Gardens " von youtube)


Das 1988 gegründete Wollmuseum, das in einem historischen alten Wollspeicher aus dem Jahr 1887 untergebracht ist, erklärt die Bedeutung der Wolle für die Stadt und damit exemplarisch auch für ganz Australien.


Besondere Themenschwerpunkte sind dabei neben den Verbindungen der Wolle zur Schafzucht und zur Textilindustrie auch die eher unerwarteten zur Wissenschaft und Technologie, zur Kunst, zum Handwerk, zur Literatur und zur allgemeinen Geschichte. Besonders stolz sind die Museumsleitung und die Mitarbeiter auf zwei noch intakte Maschinen, eine Axminister Jacquard Teppichweb- und eine Sockenstrickmaschine.

Der Fundus stellt die Menschen in den Mittelpunkt, die seit den 1830-er Jahren in der Wollindusstrie gearbeitet haben. Dabei zwischen den Wollproduzenten, den industriellen Wollverarbeitern und den Konsumenten von Wollkleidung und anderen Wollprodukten unterschieden. Auch wenn dabei der Schwerpunkt der Sammlung auf Geelong und dem dem australischen Bundesstaat Victoria liegt, werden auch wichtige Themen aus der Wollgeschichte ganz Australiens museal behandelt. 

Das älteste Objekt der Sammlung, die insgesamt 7.000 Teile umfasst, stammt aus dem Jahr 1810 und schließt Textilien, schriftliche Dokumente, Fotos, große Teile von Maschinen und Bilder ein.

Wer das alles nicht real sehen kann, darf sich über zwei virtuelle Angebote des Wollmuseums auf der anderes Seite des Globus freuen; denn zum einen bietet es ein Video an, in dem sein Direktor eine Einführung in den Aufbau seines Museums und seiner Abteilungen gibt:



                                           National Wool Museum.mp4 (Quelle: youtube)


Zum anderen wurde das Konzept eines virtuellen Museums praktisch in die Tat umgesetzt; denn eine großer Teil des Fundus lässt sich mit jeweils einem Foto und einer Erläuterung über das Internet abrufen.

Dabei werden zwei Sammlungen unterschieden: die National Wool Museum Collection (NWM) und die Victorian Collections. Beide sind im Interneet unter der Adresse der Victorianischen Sammlungen abrufbar. Die NWS Sammlung umfasst dabei allein 7.500 Objekte, darunter 4.300 Fotos, die sogar ein Besucher häufig nicht in der realen Sammlung finden kann, da sie sich im Magazin befinden oder ausgeliehen sind.

Die victorianische Sammlung trägt diesen Namen, weil an ihr neben dem National Wool Museum noch weitere Museen aus dem Bundesstaat Victoria beteiligt sind.

Über das Internet können sich Interessierte sogar mit Auskunftspersonen für Einzelstücke in Verbindung se
tzen. Dazu steht ein Mailangebot unter "Contact
this collector" zur Verfügung.



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       Beispiel aus der virtuellen Sammlung 



Der Aufbau des Museums


Der Gang durch das Museum und damit de Wollgeschichte Geelongs beginnt im Foyer im Erdgeschoss, das eine Orientierungsfunktion besitzt. Dort wird der Besucher von freiwilligen Museumsmitarbeitern begrüßt und in die Geschichte des Hauses und die Ausstellungen eingeführt. So erhält er einen Überblick über die Gründung der Wollindustrie in Geelong, wobei besonders auf die Wollspeicher eingegangen wird. Das schließt das 1872 errichtete Gebäude ein, in dem sich der Museumsbesucher gerade befindet. Dieser Neubau galt in seiner Zeit als Meisterstück und Vorbild für den Bau weiterer Wollspeicher auch in anderen Teilen der Erde.


Zu festgesetzten Zeiten werden hier während der Schulferien auch Schafschuren als besondere Attraktionen vorgeführt. 



   "The Axminster Carpet Loom" (Quelle: wikipedia)


Im Mittelpunkt des Museums steht ein Axminster Jacquard Teppich Webstuhl aus dem Jahr 1919, der im Betrieb vorgeführt wird. Ausgebildete Weber stellen hier den museumseigene "Manor House Rug" her, den man im Museumsshop kaufen kann. Diese Vorführungen werden von den meisten Besuchern als Hauptattraktion des Museums bezeichnet.

Der Name Axminster-Teppich erinnert an einen in Axminster entwickelten Webstuhls fr für die Herstellung hochwertiger Teppiche, die erstmals 1755 in einer Teppichfabrik hergestellt wurden.Heute steht der Name für alle Teppiche mit einer samtigen Oberfläche. Die Teppiche wurden aus Wolle mit symmetrischem Knoten geknüpft, auf wollener Kette und mit Zwischenschuss aus Flachs oder Hanf. Die Musterung war ähnlich den Teppichen der Savonnerie oder floral. Diese Teppiche trafen den Geschmack des reichen Adels und waren bald überall in den Landhäusern zu sehen. Durch Polkratzen und Scheren wird eine gleichmäßige Oberfläche erzielt, wodurch Glanz, Griff und Optik der Ware verbessert werden. Die Fabrik schloss 1835 mit dem Aufkommen industrieller Webmaschinen. Erster später wurde ein Produktion industrieller Webstühle dieser Art begonnen.

Aber auch Besuchern, die sich weniger für Teppiche interessieren, hat der Webstuhl etwas zu bieten. An ihm lassen sich das von Joseph-Marie Jacquard erfundene Steuerungssystem beobachten, auf dem später die Lochkarten aufbauen, die als Medien für die Dateneingabe bei den frühen Computer eingesetzt wurden.




Steuerungslochstreifen des Webstuhls (Quelle: "National Wool Museum.mp4" bei youtube


Auf der Gallerie Eins stehen die Schafzucht und die Wollproduktion im Mittelpunkt. Diese Sammlung trägt daher den offiziellen Titel "The Wool Harvest".

Dabei kann man den Weg von den australischen Weiden, auf denen durch Wollproduzenten eine lebensfähige Wollindustrie mit der Schafschur, dem Klassifizieren der Wollqualität, dem Pressen der Rohwolle zu Ballen und zum Abtransport.

Ein nachgebautes Schurgebäude und eine Film über die Schafschur geben einen Einblick in die Schurindustrie.





Die Fortsetzung der Wollgeschichte ist auf der Galerie Zwei zu finden, wo es um die Weiterverarbeitung der Rohwolle bis hin zum fertigen Kleidungsstück geht. Der Titel lautet daher "From Fleece to Fabric". Dabei kann man sich u.a. die Sequenz der zahlreichen Maschinen anschauen, die in der Wollverarbeitung eingesetzt werden.






Ergänzt wird dieser museale Kernbereich durch temporäre Ausstellungen.

Von großer Bedeutung für das Lebens des Wollmuseums sind die über 80 freiwilligen Mitarbeiter, da sonst keine vertretbaren Eintrittspreise finanzierbar wären und der Staat in Australien nicht so häufig einspringt wie in Deutschland. Dank ihrer Mithilfe können die Besucher auf ausführliche Erklärungen der Exponate erwarten.
Das neuseeländische "Wool Shed Museum. National Museum of Sheep and Shearing"


                                      Homepage des Wool Shed Museums



Neben Australien besitzt auch der zweitgrößte Wollexporteuur der Welt einen Überblick über seine Geschichte von Schafen und Wolle. Das geschieht im Wool Shed Museum bzw. genauer dem "The Wool Shed Museum of Sheep & Shearing.  Neu Seelands Nationales Museum für Schafe und Schafschur, wie es von seiner Leitung eingeordnet wird, findet man in Masterton, einer Stadt mit viel Fläche, aber nur wenigen Einwohnern in der Region der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. 

Dieses Museum ist stolz darauf, das es kein typisches Museum ist; denn die ausgestellten Objekte dürfen nicht nur angeschaut, sondern können auch angefasst und gefühlt werden. Wolle wird also wirklich sinnlich erlebbar.

Ähnlich wie das Nationale australische Wollmuseum steht die Bedeutung der Wolle für die neuseeländische Wirtschaft einen wichtigen Einstieg in die Sammlung des Museums dar. Dabei wird auch begründet, die Wollproduzenten für diesen diese ökonomische Rückgrat in Neuseelands Geschichte besaßen.

In einer Reihe von Schaukästen präsentieren das Museum Wolle in ihren vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, so als Teppich, Bekleidung und modischen Strickwaren.

Attraktive Beispiele lassen sich gleich Museumsshop kaufen. Dort gibt es allerdings auch viele andere originelle Souvenirs, die einen Bezug zu Schafen und Wolle besitzen.



                          "Museum Holds The Key To History of Wool(Quelle: youtube)


Das National Wool Museum von Wales


Wales hat zwar nur rund drei Millionen Einwohner, aber zwei- oder sogar dreimal so viele Schafe. Spötter behaupten sogar, das Land werde nur von Schafen bewohnt.

Autotouristen glauben, dass dort "überall" auf riesigen Weiden Schafen als Nutztiere gibt, die durch besonder ausgebildete Hirtenhunde ausgebildet werden. Daraus haben die irischen Schafzüchter eine soziale Angelegenheit durch die Gründung von 
Sheep Dog Societies gemacht, in denen die Hirtenhunde trainiert werden.  

Aus diesen besonderen Fähigkeiten ihrer Tiere lassen sich sogar Attraktionen für Besucher machen, wenn sie zuschauen können, wie es beispielsweise einem einzigen Hund gelingt, mehrere Schafe nicht nur in die gewünschte Richtung zu treiben, sondern sie in kleine Gruppen zu teilen oder an einer bestimmten Stelle zu halten. Dabei wird der Hund nur durch wenige Pfiffe oder mündliche Befehlen des Farmers gelenkt.
  


                                Webseite des National Wool Museums


Das 1976 gegründete National Wool Museums befindet sich in einer resaurierten typischen historischen kleinen cambrianischen Wollfabrik in dem Dorf Dre-fach Felindre in Westwales.

Das Museum soll vor allem an walisische Wollindustrie erinnern, die einst der verbreitetste und wichtigsten Industriezweige in Wales war. Trotzdem soll sie nicht als tot erscheinen; denn zumindest das National Wool Museum sieht sich als arbeitendes Museum, in dem Maschinen und Handwerker täglich zum Einsatz kommen. So kann man verfolgen, wie aus Rohwolle durch Kämmen, Kardieren und Weben Stoffe entstehen.

In der Textilausstellung werden vorwiegend Decken und Kleidungsstücke, gezeigt, die aus der lokaler Wolle gefertigt wurden.

Ein Besuch des Museums, das nach größern Umbauten neu eröffnet wurde, lässt sich mit einem Gang durch den beschaulichen historischen Ort verbinden, in dem es weitere restaurierte historische Gebäude zu entdecken gilt, die inzwischen neu genutzt werden. Dabei muss sich der Tourist um sein leibliches Wohlbefinden keine Sorgen machen, da auch an Pubs und Restaurants für die Gäste gedacht wurde.


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"National Wool Museum" (Quelle: youtube)


The Sheep Farming Museum in Island





Schafe und Island sind zwei Bereiche, die über Jahrhunderte kaum u trennen waren Das gilt zumindet lange der Einwohner dieses Inselstaates im Nordatlantik, als es noch keinen Welthandel gab und man auch nicht versuchen konnte, durch Bankgeschäfte reich zu werden, wie das vor der Finanzkrise versucht wurde.Man brauchte damals seine Islandschafe, um durch den Winter zu kommen.

 
Die heutigen Islandschafe stammen von einer Rasse ab, die vor 1100-1200 Jahren von den Wikingern nach Island gebracht wurde. Dort haben sich dann ohne spezielle Züchtungsziele wie in anderen teilen de Welt und heue vor allem in Australien und Neuseeland selbst selektiert, wodurch eine eine robuste Rasse entstanden ist, die über tausend Jahre lang durch das raue Klima ausgelesen wurde. Über einen langen Zeitraum konnten sie in erheblichem Maß zur Ernährung der isländischen dortigen Bevölkerung beitragen, da die Schaf im Winter wegen der ungünstigen klimatischen und geografischen Lage der Insel die einzige Möglichkeit war, frische Nahrung zu bekommen. Heute gibt es noch etwa 500.000 Islandschafe.

Wegen dieser Ernährungsbedürfnisse dienen die anspruchslosen Schafe, die sich nur von Gras und Heu ernähren, fast ausschließlich der Fleischgewinnung. Dazu sind gerade die Islandschafe besonders geeignet, da die Lämmer im Alter von vier bis fünf Monaten geschlachtet werden könne, wenn sie etwa 32-41 kg auf die Waage bringen. Auch gilt das Fleisch ist sehr schmackhaft, sodass es Kenner als  Delikatesse beurteilen.

Die Wolle der Islandschafe weist zwei unterschiedliche Fassersorten auf: die Deckhaare, die Tog genannt werden, und die als Tel bezeichnete Unterwolle.
Das Tog besteht aus mitteldicken Haaren von ca. 27 Mikrometer Durchmesser und lässt sich zum Weben von haltbarer Kleidung verwenden. Die feineren Fasern des Thel sind nur etwa 20 Mikrometer dick und dienen für Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut getragen werden sollen.

Zusätzlich wird als Kombination von Thel und Tog ein gedrehtes Garn hergestellt, dessen Name Lopi gesetzlich geschützt ist.

Die Milchgewinnung spielt hingen heute kaum noch eine Rolle. Daher werden die Schafe nur sehr selten gemolken. Das war früher anders, als die Milch direkt getrunken oder zu Butter, der quarkartige Skyr oder Joghurt verarbeitet wurde. Auch ist die fetthaltige Milch der Islandschafs im Prinzip gut zur Käseherstellung geeignet.
 

Das isländische Sheep Farming Museum (Sauðfjársafn)


Im früheren Gemeindezentrum von 
Sævangur kann man sich seit dem Frühjahr 2002 über "Die Schafe im der Geschichte Islands" informieren. Diese Möglichkeit bietet das Sheep Farming Museum, das etwas außerhalb des kleinen Ortes Strandabyggð in Richtung de Hauptstadt Reykjavík zu finden ist.

Neben den Angeboten, die man aufgrund des Namens erwarten kann, findet man zwei besondere Attraktionen. Das eine ist ein spezieller Raum für Kinder, die sich dort mit passendem Spielzeug und Büchern beschäftigen können, während die Erwachsenen die Ausstellung besuchen, wo man unter anderem in einem Wissenschaftsraum Textilfasern und andere Objekte unter Mikroskopen betrachten kann. Ein weiterer Zuschauermagnet auch für die kleinen Bescher sind Lämmer, die mit ein Flasche gesäugt werden dürfen.
  

                                  The Sheep Farming Museum in Iceland (Quelle: youtube)


Zwei weitere isländische Museen haben einen eher ergänzende Schwerpunkt, da sie sich nicht mit der Schafzucht und der Wollverarbeitung beschäftigen. Dabei handelt es sich um das 1976 von einem regionalen Frauenverband gegründete Textile Museum in Blonduos und das Islandic Textile Center.

 

Shetland Textile Museum 


 
       Der Böd (Quelle: Webseite des Museums)



Die Wolle von den Shetlands hat einen ganz besonderen Ruf, wie das nur wenige Regionen für sich in Anspruch nehmen können. Das fasste sehr überzeugend der schottische Ökonom und Statistiker John Sinclair zusammen, der allerdings nicht von den Inseln stammte. Seine Aussage aus dem Jahr 1790 ist daher nicht vor allem vom Lokalpatriotismus geprägt, nur waren damals die australischen Merinos noch keine Konkurrenten. Danach gilt für die Shetlandwolle:


“Wenn man all ihre Eigenschaften zusammennimmt, ist Shetland-Wolle wahrscheinlich das vollkommenste Produkt seiner Art im ganzen Universum. Sie hat den Schimmer und die Geschmeidigkeit von Seide, die Robustheit von Baumwolle, das Weiß von Leinen und die Wärme der Wolle.”



Das Shetlandschaf und seine Wolle


Das Shetland-Schaf gilt als eine primitive Rasse, weil seine Vorfahren aus der der Steinzeit stammen und seitdem nicht durch Züchtungen gezielt verändert wurde. So sind die Shetlandschafe nicht wie beispielsweise die Merinos mit ihren großen Fellfalten vergleichbar, die zwar für die Wollmenge sehr positiv, für die Gesundheit der Tiere jedoch eher negativ beurteilt werden müssen, wenn der Mensch nicht die negativen Folgen dieses Züchtungsergebnisses korrigiert.

So zeichnen sich recht kleinen, kurzschwänzigen, langsam wachsenden und langlebigen Tiere der Shetlands durch einen ausgeprägten Überlebensinstinkt aus. Auch sonst passen sie ideal zu ihrer kargen Umwelt, da sie sehr widerstandsfähig sind und sich mit dem kargen, nährstoffarmen natürlichen Futterangebot zufrieden geben. Damit ähneln sie in abgeschwächter Form den Islandschafen, wobei sich allerdings noch ein paar Breitengrade zwischen den Shetlands und dem noch weiter nördlichen Island befinden.

Eine Besonderheit der Shetlandschafe sind ihre deutlich unterschiedlichen Färbungen. Die Sprache kennt dafür über 30 verschiedene Benennungen wie etwa “katmoget” (dachsgesichtig) oder “yuglet” (hell, mit Pandaflecken im Gesicht). Diese Bezeichnungen sind weit über tausend Jahre alt und stammen aus der damals gesprochenen nordische Sprache. Daher sind sie heute in ähnlicher Form auch in Skandinavien und Island in Gebrauch.

Diese Rasse mit ihren Eigenschaften, die sich ideal durch eine weitgehend natürliche Selektion an das Klima und die Weideflächen auf den Shetlands angepasst hatte, war Anfang des 20. Jahrhunderts vom Aussterben bedroht, da viele Schaffarmer ihre Shetlands mit größeren, grobwolligeren Schafsrassen kreuzten. Dadurch erzielte man zwar höhere Fleischerträge, aber die Wollqualität sank so stark, dass niemand mehr die Wollprodukte kaufen wollte. So geriet die shetländische Wollindustrie an den Rand des völligen Ruins.

Um den vollständigen Niedergang der shetländischen Wollwirtschaft zu verhindern, gründete man eine Zucht-Gesellschaft, die sich die Rassenreinheit und einen hohe Wollqualitätsstandard zum Ziel setzte. 
Erst allmählich zeigten sich dadurch Erfolge, die allerdings weniger im quantitativen, sondern im qualitativen Bereich lagen. Dazu waren intensive Anstrengungen der Schafzüchter, die strikteste Kontrolle des Zuchtstandards und die penible Auswahl und Begutachtung jedes einzelnen Zuchtschafs notwendig.
Aktuell leben daher auf der Inselgruppe wieder mehr als 3.000 Schafe, deren Wolle aufgrund der erreichten stabilen Qualität "phänominal" nachgefragt wird. Worin bestehen jedoch die besonderen Eigenschaften der Shetlandwolle? Sie besitzt zunächst einmal gute Wärmeeigenschaften. Da die Fasern fein gekräuselt sind, fühlt sich das Kleidungsstück weich, elastisch ud flauschig an. Dadurch kratzen sie nicht, sondern lassen sich auch angenehm direkt auf der Haut tragen.
Due Erklärung für diese Eigenschaft, die nicht jeder von Wolle erwartet, ist ein besondere Verhalten der Shetlandschafe. Sie tendieren im Frühjahr dazu, ihre Winterwolle abzustreifen. Deshalb löst sie sich so leicht, dass man die Schafe “pflücken” kann, sie also nicht scheren muss. Dank dieses aufwendigen Verfahrens gewinnt man die allerfeinste Wollqualität, da die Faserenden keine scharfen Kanten und Brüche aufweisen, wie sie sonst durch die Schur verursacht werden.
Damit gibt es die besten Voraussetzungen für die bekannten Produkte aus Shetlandwolle. Berühmt sind die Shetland-Schals aus handgewebter Spitze, der gossamer lace, die so fein sind, dass man sie durch einen Ehering ziehen kann. Daneben sind auch die Shetlandpullover weltweit bekannt. 



                                                        "Shetland Fine Lace" (Quelle: wikipedia)


Dasselbe gilt für die aus groben Wollfäden gewebten Tweedartikel wie die berühmten Schottenröcken, die Kilts.
Bei den Shetlandschafen ist das Fell nicht nur für die Tiere strapazierfähig. Dasselbe gilt auch für die Wollprodukte. So sollen gute Stücke weitervererbt werden. Auch sollen über 40 Jahre alte getragene Pullover nur hin und wieder in Form gezogen werden müssen – vor allem nach dem vorsichtigen Waschen per Hand -, aber ansonsten ihren Besitzern noch gute Dienste leisten.
Die Muster der klassische Wollprodukte werden aus ungefärbter Wolle hergestellt. Das funktioniert, weil das Wollkleid der Shetland-Schafe eine ganze Palette von Farben aufweisen kann.
Trotzdem sorgt heute die nachträglich eingefärbte Wolle für den Hauptumsatz, da sie farbenfrohere und moderne Designs erlaubt. Das hat bereits Auswirkungen auf die Schafe auf den Weiden. Die meisten heute lebenden Schafe sind weiß.


Das shetländische Textilmuseum im Böd of Gremista


Um vor allem die alten handwerklichen Fertigkeiten des Spinnens, Strickens, Webens und Färbens zu erhalten, hat die Shetland Guild of Spinners, Weavers & Dyers, ein Heimatverein mit ca. 60 Mitgliedern, das Textile Working Museum im Jahre 1996 gegründet. Domizil wurde das Böd of Gremista, ein restauriertes Fischerhäuschen aus dem Jahre 1780, das sich in Lerwick, der mit ca. 7.000 Einwohnern größten Stadt der Inselgruppe befindet.
Seit 2010 wird ein Teil des Gebäudes, der nicht von einem älteren Heimatmuseum beansprucht wird, für die Sammlung des Shetland Textile Working Museum genutzt, die auf Textilien spezialisiert ist, die wie die Shetlandpullover seit dem 19 Jahrhundert den guten Ruf der Shetlands auf diesem Gebiet begründet haben.   

In der Ausstellung kommt dieser historische Aspekt nicht zu kurz, da gestrickte Textilien aus dem 19. Jahrhundert bis zur Jetztzeit präsentiert werden, wodurch die Beständigkeit der Shetlandwolle im Wandel der Mode deutlich wird. Hinzu kommen eine wachsende Bibliothek sowie Vorführungen der Wollhandwerke und Workshops.

Die Gilde veranstaltet zusätzlich jährlich Ausstellungen und Wettbewerbe, die in einer fast familiären Atmosphäre mit Tee und selbstgebackenen Keksen stattfinden. Ziel sind dabei der Erhalt und die Pflege der traditionellen Handwerke des Strickens, des Webens und des Teppichknüpfens. Dabei beginnt man bereits bei den Kindern. So werden etwa die Arbeiten von Grundschülern ausgestellt, die sich so bereits früh mit den Eigenschaften der Wolle ihrer Inseln auseinandersetzen.  

                                                                  "Shetland Textile Museum" (Quelle: youtube)


Dieses Museum zu den bekannten Strickwaren von den Shetlands ist von Mai bis September bei freiem Eintritt geöffnet.
  



Quellen: Die verlinkten Internetseiten.

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